Wie könnte das Kollektiv uns eine blühende Zeit schenken?

Die aktuelle Krise und, insbesondere, wie sie durch die neoliberale Gewalt der Machtherrschaft instrumentalisiert und propagiert wird, trifft bei mir auf ein Echo der Empörung, denn jeder*e vernünftige Bürger*in soll sich im Klaren sein, dass etwas mit der Realität in dieser Krise nicht mehr übereinstimmen kann.

Ein turbulenter Machtwechsel bahnt sich am Horizont und keine*er will diesen sehen. Laut Gründer des Weltwirtschaftsforums Klaus Martin Schwab könnte der souveräne Staat angeblich ausgedient haben und sollte besser seine „Souveränität“ in private Hände abgeben. Aber dieser Horizont wurde schon vor 40 Jahren, sogar schon davor eruiert und von uns allen blind betreten.

40 Jahre während dessen wir bei der Etablierung dieser Gewalt der Machtherrschaft tatkräftig mitgeholfen haben. Ja, eine Medaille hat immer zwei Seiten. In diesem Fall ist die Rede von Gebern (die Herrschaft) und die mit Konsum vernebelten „Untertanen“. Untertanen, weil seit wir uns irrsinnigem und sogar überflüssigem Konsum unterwerfen, haben wir uns selber vom Wesentlichen abgewendet.

Und zwar: Das intergenerationelle (1) Kollektiv. Dieses wird wegen seiner Unwirtschaftlichkeit von der Elite erheblich infrage gestellt. Ganz abgesehen davon, ob wir uns noch mal einen Widerstand leisten könnten, selbst als Individualist bzw. Individuum kann der Mensch sich ohne dieses intergenerationelle Kollektiv nicht mehr weiterentwickeln, es sei denn, er lässt eine despotische Machtherrschaft zu, die bis tief in seinem Leben hinein greift (2).

Unser Leben, unser gemeinsames Leben. Ja, das sogenannte Kollektiv. Was ist denn heute davon geblieben? Wie konnten wir so schnell vergessen, dass das Zusammenleben zur Grundlage der Existenz der Menschheit gehört? Warum lassen wir despotische Maßnahmen zu, die unser Recht auf Freiheit erheblich einschränken, sogar abschaffen? Was haben wir in den letzten 40 Jahren vergessen zu lernen und zu tun, dass es so weit kommen konnte?

Wenn eine Mehrheit sich einreden lässt, dass der Staat sie wegen den erheblichen Schulden nicht mehr unterstützen kann, wie es bis Anfang der siebziger noch der Fall gewesen ist, dann ist der Weg zur totalen Kontrollübernahme auf unsere Person – sowohl aus juristischem als auch natürlichem Recht – geebnet. Nur das Individuum könnte im Mittelpunkt stehen. Die Gesellschaft könnte in seiner aktuellen Form – zum Mindesten das, was davon noch übrig bleibt – verschwinden.

Jede*r könnte für sich selber verantwortlich werden. Jede*r müsste sich an einen definierten Codex halten. Jede*r könnte permanent evaluiert werden. Wenn die Benotung gut ist, dann könnte die Belohnung umso besser sein. Sonst könnte die Bestrafung sehr bitter werden und könnte den Namen „Entzug“ tragen.

Das Schlimmste, was man einem Menschen antun kann, heißt Freiheitsentzug bzw. -beraubung. Es klingt zwar sehr nach einer Mischung aus 1984, Brave New World und vielleicht auch aus Matrix. Aber, wenn die Mehrheit sich weiterhin in seinem tiefen lethargischen Zustand beglückt, dann könnte die Fiktion sehr bald Realität werden. Die Mehrheit sieht sich nicht mehr in der Lage, Widerstand gegen die Gewalt der Machtherrschaft zu leisten. Oder doch?

Wenn Ken Jebsen meint, dass die von „Oben“ uns zu übermäßigem Leben auf Kosten unserer Umwelt und unseres Umfeldes gezwungen haben (3), kann ich ihm nur teilweise zustimmen, weil, wie ich schon am Anfang erwähnt habe, eine Medaille immer zwei Seiten hat: die Geber (die von „Oben“ bzw. die Minderheit) und die Nehmer (die von „Unten“ bzw. die Mehrheit).

Persönlich empfinde ich es als zu einfach, den Schuld gesellschaftliches Leides nur von einer Seite tragen zu lassen. Wir alle tragen eine Verantwortung und hätten einen soliden Widerstandsbeitrag leisten können, nur, wenn wir uns über unseren fehlenden intergenerationellen Kommunikationsdialog bewusst geworden wären.

Diesen haben wir aber in den letzten vierzig Jahren vergessen. Klar, die Gewalt der Machtherrschaft hat alles dafür getan, um uns von unserem Verantwortungsselbstbewusstsein fernzuhalten. Nach dem Motto: Lasse das besser vom Staat bzw. von privaten Investoren tun.

Jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, wo wir sehr schnell verantwortungsvolle Entscheidungen bzgl. unserer eigenen Zukunft treffen müssen. Nachstehend meine zehn Ansätze für ein besseres Mit- und für Einander:

  1. Vor Vorne herein bis zum Ende wirst du vom System angelogen, ausgenutzt sogar entmündigt. Du allein zusammen mit deiner Familie, deinen Bekannten, Freunden, Freundinnen und Nachbarn kannst das ändern.
  2. Um aus diesem System herauszukommen, solltest du dich mit dem Kollektiv befassen, denn nur mithilfe des Kollektives kannst du dich erneut orientieren und zu einem verantwortungsvollen Mensch weiterentwickeln.
  3. Dich mit dem Kollektiv zu befassen, heißt, dich aktiv an neuen Projekte zu beteiligen, wie zum Beispiel die Gründung von Genossenschaften, die für die Grundversorgung Verantwortung tragen.
  4. Je mehr du dich mit dem Kollektiv befasst, desto größer besteht die Chance, dass du Abstand von der Staatsmacht nehmen könntest. Das geht wiederum nur, wenn du die Vorteile von einem kollektiven Zusammenleben verstehst.
  5. Versuche stets aus weniger mehr zu machen. Die Grundlage dafür heißt: Verzichten. Und wie das geht, kannst du sofort selbst erleben. Sobald du dir die einfachsten Dinge des Lebens erneut zutraust zu tun, wie zum Beispiel einen Baum umarmen, dann hast du für dich und dein Umfeld den Weg zum glücklichen Leben geebnet.
  6. Empöre dich! Sobald dein Freiheitsrecht sich in Gefahr befindet, werde bitte sofort zivil ungehorsam. In Frankreich tanzen die Bürger*innen für ihr Freiheitsrecht.
  7. Versuche jeden Tag etwas Neues zu lernen, egal was.
  8. Hinterfrage bitte stets die Medienlandschaft und versuche bitte dabei so weit wie möglich unterschiedliche Nachrichtenquellen zu konsultieren, sogar in unterschiedlichen Sprachen.
  9. Lerne dich bitte besser kennen, um deinen Nächsten besser zu verstehen.
  10. Nehme bitte Abstand von Blendern, denn sie wollen nur eins: dich verarschen!

Nimm dir vielleicht die Zeit und lese bitte „de l’inégalité parmi les hommes“ (die Ungleichheit unter den Männern – und Frauen) von Jean-Jacques Rousseau. Und wer sich zutraut: Warum Tanzen für die Freiheit gut ist, entdeckst du hier:

Quellen:
(1) https://mronline.org/2018/10/09/the-christine-lagarde-memo/
(2) https://www.dfki.de/en/web/
(3) https://kenfm.de/me-myself-and-media-59/

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