Energiekosten – das Monopolyspiel geht weiter, aber wie lange noch?

Seit September 2022 hast du vielleicht meine Beiträge hier, hier und hier zum Thema Wucherpreise der Energieversorger für die Gaslieferung überflogen oder sogar gelesen? In diesem Fall bedanke ich mich bei dir dafür.

Inzwischen, hast du ganz bestimmt nochmals Post von deinem Energielieferanten erhalten. Eine eher unangenehme Ankündigung astronomischer Arbeitspreisforderungen pro kWh für deinen Strom, die der Realität ganz weit entfernt sind. Warum?

Erstens, habe ich mich vorgenommen, einen Preisvergleich auf mitgliedstaatliche Ebene der Europäischen Union aufzustellen. Aus dieser Analyse (1) (2) für den Arbeitspreis Strom sind Belgien, Dänemark und Deutschland die europäischen Länder mit den höchsten Wucherpreisen. In diesen drei europäischen Ländern steht zurzeit der mittlere Strompreis bei minimal 0,34 Eurocent und maximal 0,47 Eurocent je kWh. Der mittlere Gaspreis variiert zwischen minimal 0,15 Eurocent und maximal 0,29 Eurocent je kWh.

In Europa teilen sich 2.400 Unternehmen (3) den Stromkuchen. Allein in Spanien sind 232 Energieunternehmen (Gas- und Stromlieferung) am Markt aktiv. Unter den zehn Energiekonzernen weltweit befinden sich fünf europäischen Konzerne (4). Der italienische Konzern Enel belegt den ersten Platz weltweit mit einem Umsatz 89,95 Milliarden Dollars, auf dem zweiten Platz steht Électricité de France (EDF) mit 79,86 Milliarden Dollars, der dritte Platz ist durch Engie (5) mit 67,3 Milliarden Dollars belegt, der vierte Platz kommt an E.ON mit 46,45 Milliarden Dollars. Dann folgt auf dem fünften Platz der spanische Energiekonzern Iberdrola mit einem Umsatz von 40,81 Milliarden Dollars.

Ich stelle mir die ernsthaften Fragen: Wie viele Strom- und Gasakteure braucht Europa noch, um die Energiesuppe vollständig zu verderben? Wie kann es sein, dass ein enormer Preisunterschied zwischen die EU-Mitglieder festzustellen ist? Warum die Möglichkeit eindeutig besteht, dass diese Preise mit krimineller Energie aufgebläht sind?

Zunächst sollte man sich im Klaren sein, dass diese Akteure vom Kuchen etwas haben wollen. Und das kostet und diese Kosten zahlen ganz bestimmt den Endverbraucher. Obwohl eine Strompreisbremse Anfang 2023 die astronomische Steigerung auffangen sollte, variieren die Gaspreise in Europa zwischen 0,14 und 0,57 Euro je kWh. Das macht einen Unterschied von 0,43 Euro je kWh (6) ebenfalls in PDF-Format hier erhältlich. Wie beim Monopoly habe ich den Eindruck, dass jeder Monat die Strom- und Gaslieferanten durch das Feld „Start“ ziehen, und jedes Mal immer mehr einsacken. Das ist eindeutig, dass etwas mit der Strom- und Gaspreispolitik schiefläuft.

Jetzt aber ist es an die Zeit zu reagieren. Deshalb findest du hier die Arbeitspreisanpassung meines Gaslieferanten Naturstrom in Höhe von 0,40 Euro je kWh bis 80 % Verbrauch, gültig ab 1. Januar 2023. Ab 81 % könnte der Arbeitspreis bis 0,52 Euro steigen. Am 15. Dezember 2022 habe ich Widerruf hier eingelegt.

Naturstrom-Preis-und-Abschlagsanpassung-012023-geschw

Wie kannst du Widerruf mittels eines Musterschreibens bei deinem Stromlieferanten einlegen? Hier kannst du ein Musteranschreiben (*.odt-Format) herunterladen. Ebenfalls steht dir ein PDF-Format hier zur Verfügung.

Strompreise-Widerruf-Musterschreiben-ver-1-0-

Und bitte vergesse niemals deine Einzugsermächtigung für den monatlichen Abschlag zu widerrufen. Ungehorsam solltest du womöglich auch werden. In Großbritannien beispielsweise haben sehr viele Verbraucher ihre monatlichen Abschläge vollständig eingestellt (7). Nur der Hacken dabei ist, dass viele Energielieferanten in Großbritannien mit Vorkasse arbeiten, und zwar mit Smartmeters, die sich fern steuern lassen.

Außerdem sind unterschiedliche Klagen am Laufen gegen den Preiswucher. Warum wir die Großindustrie (Netzentgelt) mit fünf Milliarden Euro jedes Jahr unterstützen, erfährst du hier (8). Auch in Österreich haben Konsumentenschützer den Preiswucher bei Wien Energie aufgedeckt (9). Ebenfalls darfst du dir ernsthaft die Frage stellen, ob die Preiserhöhung zulässig ist, oder eben nicht (10).

Im Laufe des ersten Quartals 2023 werde ich ein Dossier zum Thema Energiekrise veröffentlichen. Deine konstruktiven Ideen und deine Impulse sind stets willkommen, denn nur zusammen können wir uns gegen diese kriminelle Energie wehren.

Quellen:
(1) https://euenergy.live/
(2) https://www.energyprices.eu/
(3) https://www3.eurelectric.org/powerdistributionineurope/
(4) https://www.power-technology.com/analysis/top-ten-power-companies-in-2020/
(5) Ein sehr dubiose Konstrukt aus GDF (Gaz de France) und der Compagnie Suez
(6) Siehe *.ods-Tabelle „Arbeitspreis Strom und Gas im EU-Vergleich“ (auch als PDF erhältlich). Die Tabelle wird ständig aktualisiert. Die Länder in kursiv sind Kandidatenländer zum Eintritt in der EU.
(7) Le Monde Diplomatique, „L’été indien du mécontentement britannique“, November 2022, französische Ausgabe.
(8) https://eeg-klage.de/
(9) https://exxpress.at/verzweifelte-kunden-bei-wien-energie-kostenexplosion-zum-jahresende/

Eine Antwort auf „Energiekosten – das Monopolyspiel geht weiter, aber wie lange noch?“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.